
Schlank und agil: schwierige Phasen meistern
Transformation im industriellen Mittelstand erforderlich.
Börsen-Zeitung, 17.09.2022 .
Zwar haben der traditionelle "autoritäre" Führungsstil und eine hierarchisch geprägte Unternehmenskultur unter bestimmten Bedingungen nach wie vor ihre Berechtigung. Muss ein Unternehmen beispielsweise aus einer Krise geführt werden, kann es durchaus sein, dass es nicht die Zeit gibt, jede Entscheidung ausführlich zu besprechen. Auch gibt es weniger Spielraum für alle Beteiligten, da Fehler in einer solchen Situation minimiert werden müssen.
In diesem Kontext kann es daher sinnvoll sein, wenn die Führungsebenen stark hierarchisch konzipiert sind. Doch auch wenn diese Kontrolle sichert, dass alles genau nach Plan läuft, hat sie doch auch zahlreiche Nachteile und stößt schnell an ihre Grenzen, gerade wenn die Komplexität innerhalb eines Unternehmens steigt, was bei den hoch technologisierten Unternehmen in Baden-Württemberg immer stärker der Fall ist.
Tatsache ist, dass ein solcher Führungsstil viele negative Effekte haben kann und Mitarbeiter Gefahr laufen, ihre Selbständigkeit zu verlieren. Wenn selbst einfachste Fragestellungen von Führungskräften entschieden werden müssen, geht die Fehlerkultur verloren, kann ein Mitarbeiter doch immer darauf verweisen, dass er es genauso durchgeführt hat, wie es ihm vorgegeben worden ist. Im Rückschluss gibt es hier auch keine Option für Weiterentwicklung.
Doch nicht nur das ständige Abweisen von Fehlern ist ein Problem. Wenn Angestellte stets Rat beim Vorgesetzten suchen, verlieren sie nach und nach ihre eigene lösungsorientierte Denkweise, die fundamental dafür ist, Aufgaben und Herausforderungen allein zu bewältigen. Nicht vergessen werden darf, dass Mitarbeiter, die ihre Selbständigkeit verlieren, sich nicht wertgeschätzt fühlen. Zudem sind auch die Führungskräfte hier rasch überfordert, weil sie in zu viele Aufgaben eingebunden sind. Im Ergebnis wächst die Unzufriedenheit auf allen Seiten - ein Zustand, der sich auf die Produktivität auswirkt und möglicherweise zum Verlust eigentlich guter Arbeitskräfte führt.
Als Geschäftsführer kenne ich die Folgen eines direktiven Führungsstils gut. Um Electrostar nach der überstandenen Krise wieder aufzubauen und auf einen neuen Weg zu führen, entschied ich mich für einen radikalen Wandel. Wichtig ist, sich mit den Grundlagen der menschlichen Psyche auseinanderzusetzen. Es geht darum, wie Menschen ticken, wo Bedürfnisse und Ängste liegen und um Selbstsicht und Fremdsicht. Führungskräfte müssen beispielsweise lernen, wie sie spezielle Fragetechniken nutzen können, damit sie die Antwort nicht vorgeben und stattdessen den Mitarbeitern helfen, selbst die Lösung zu finden. Auch ist es wichtig zu verstehen, wie konstruktiv Feedback gegeben, aber auch angenommen werden kann, da die zwischenmenschliche Kommunikation besonders auf einer emotionalen Ebene stattfindet. Bedeutet, auch Führungskräfte müssen in der Lage sein, sich einzugestehen, dass Menschen Dinge unterschiedlich wahrnehmen und sie selbst nicht fehlerfrei sind.
Im Idealfall, wenn alle Mitarbeiter absolut selbständig sind, verbringen Führungskräfte dann ihre meiste Zeit mit strategischen Aufgaben. Es ist jedoch zu beachten, dass nicht alle Mitarbeitende gleich sind und das ein Neuankömmling anders zu behandeln ist als eine erfahrene Kraft. Deshalb braucht es einen sogenannten situativen Führungsstil, der adaptiv ganz unterschiedlich umgesetzt wird. Wie schwierig eine so große Umstellung ist, darf jedoch nicht unterschätzt werden, geht es doch um grundlegende Abläufe als auch die Arbeitsweisen und Einstellungen der Mitarbeiter. Wer auch immer versucht, Änderungen in diesen Bereichen herbeizuführen, muss viel Zeit in intensive Gespräche stecken, da diese Umstellung nicht auf Knopfdruck funktioniert. Stattdessen müssen Mitarbeiter am Prozess teilhaben, damit auch Widerstände frühzeitig und behutsam aufgelöst werden können. Ein Vorgang, der auch von Unternehmensleitung und Führungskräften innere Reflexion und die Fähigkeit, Kritik am eigenen Führungsstil, anzunehmen.
"Weiterentwicklung kann es nur geben, wenn man sich eingesteht, dass man nicht perfekt ist. Das heißt nicht, dass man nicht gut genug ist, sondern dass es Potenzial für Verbesserungen gibt."
Mein Rat für angehende aber auch gestandene Führungskräfte ist daher, gesunde Selbstzweifel zu haben. Weiterentwicklung kann es nur geben, wenn man sich eingesteht, dass man nicht perfekt ist. Das heißt nicht, dass man nicht gut genug ist, sondern dass es Potenzial für Verbesserungen gibt.
Erhöhte Gesamtproduktivität
Erfolgreich umgesetzt, erhöht die selbständige Arbeitsweise die Geschwindigkeit innerhalb des Unternehmens erheblich. Nicht nur fällt der Schritt weg, die Führungskraft hinzuzuziehen, auch lösen Mitarbeiter Probleme direkt vor Ort. Die Kontrolle abgeben, führt zu schnelleren Durchlaufzeiten, verkürzten Prozessen, einer schnelleren Produktentwicklung und schlussendlich zu einer gesteigerten Gesamtproduktitvität.
Weitere positive Effekte sind die höhere Zufriedenheit der Mitarbeiter mit den Führungskräften, was über Impulsumfragen gemessen werden kann und eine niedrige Fluktuation innerhalb der Belegschaft. In diesem Kontext dürfen Führungskräfte auch die Bedeutung der Zufriedenheit der Mitarbeiter nicht trivialisieren. Menschen streben nach Anerkennung, Selbstentfaltung, wollen sich gebraucht und wertgeschätzt fühlen. Nur wenn man das den Angestellten gibt, sind diese motiviert und in der Lage, Höchstleistungen zu erbringen.
All dies kann in Zeiten, in denen wir in Baden-Württemberg über gestörte Lieferketten, Gas- und Fachkräftemangel sprechen, über den Geschäftserfolg entscheiden.
All dies kann in Zeiten, in denen wir in Baden-Württemberg über gestörte Lieferketten, Gas- und Fachkräftemangel sprechen, über den Geschäftserfolg entscheiden.
Von Roman Gorovoy
Geschäftsführer bei Electrostar/starmix
Geschäftsführer bei Electrostar/starmix
starmix – ein Stück deutscher Industriegeschichte, die mit großem Erfolg im 21. Jahrhundert fortgeschrieben wird. Seit 1921 fertigen die fleißigen Schwaben Staubsauger und erfanden vier Jahre später den Warmluft-Händetrockner. In den Wirtschaftswunderjahren gelangte starmix zu Weltgeltung: Die universelle starmix-Küchenmaschine wurde zum Verkaufsschlager, der in keinem guten Haushalt fehlen durfte. Heute steht die ELECTROSTAR GmbH, die seit 2007 zur Algo Gruppe gehört, für innovative Technologien, überragende Qualität und eine kompromisslose Kundenorientierung. Unter der Marke starmix entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen weltweit eine breite Palette leistungsfähiger Sauger für Handwerk, Gewerbe und Industrie. Aus dem Geschäftsfeld starmix Sanitär ergänzen moderne Warmluft- und Highspeed-Hände- und Haartrockner sowie ein umfangreiches Hospitality-Produktprogramm das Portfolio. Seit der Übernahme der Haaga Kehrsysteme GmbH im Jahr 2012 gehören auch innovative Kehrmaschinen zum Produktprogramm. 2020 fusionierten ELECTROSTAR/starmix und Haaga Kehrsysteme. Das Unternehmen beschäftigt an seinen Standorten in Ebersbach rund 200 Mitarbeiter. Mit den beiden Marken starmix und Haaga wurde im Jahr 2020 ein Umsatz von rund 41 Millionen Euro erwirtschaftet.
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